Magen und Darm


Erkrankungen des Magens und des Zwölffingerdarms

Magenkrebs

Magenkrebs (Magenkarzinom): Bösartiger Tumor der Magenschleimhaut. Der Tumor geht entweder vom Drüsengewebe (Adenokarzinom) oder vom Zylinderepithel (Gewebetyp der Magenschleimhaut, Zylinderepithelkarzinom) aus. Besonders häufig sind Männer über 60 Jahren betroffen. Magenkrebs ist hierzulande rückläufig, weltweit aber immer noch die fünfthäufigste Krebserkrankung. Wichtigste Risikofaktoren sind ungünstige Ernährungsgewohnheiten und chronische Entzündungen des Magens. Die Behandlung besteht in der operativen teilweisen (Magenresektion) oder vollständigen Entfernung des Magens (Gastrektomie). Frühzeitig erkannt und behandelt, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 90–95 %. Im Spätstadium ist die Prognose schlecht, nach einer Behandlung beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate dann nur noch etwa 10–20 %.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Neu auftretende Abneigung gegen bestimmte Speisen, vor allem Fleisch
  • Völlegefühl und Appetitlosigkeit
  • Gewichtsabnahme
  • Nachlassen der Leistungsfähigkeit
  • Oberbauchschmerzen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Risikofaktoren

Magenkrebs entsteht, wenn normale Magenzellen entarten und schließlich unkontrolliert wachsen. Dabei spielen beispielsweise erbliche (genetische) Faktoren eine Rolle: Zum einen populationsgenetische, die eine gesamte ethnische Gruppe betreffen – so gibt es eine besonders hohe Erkrankungsrate in China, Japan und auch in Finnland. Zum anderen werden manche Arten des Magenkrebses auch in der Familie vererbt.

Auch chronische, unbehandelte Magenerkrankungen erhöhen das Risiko für Magenkrebs. Dazu zählen die durch Helicobacter pylori verursachte Magenschleimhautentzündung, die autoimmune Typ-A-Gastritis und Magenpolypen.

Eine weitere wichtige Ursache sind krebserregende Nitrosamine. Diese entstehen vermutlich, wenn aufgenommenes Nitrat im Magen durch Bakterien zu Nitriten und schließlich Nitrosamin umgewandelt wird. Begünstigt wird dies durch

  • ungünstige Ernährungsgewohnheiten, besonders durch häufigen Verzehr geräucherter oder gepökelter Fleisch- und Wurstwaren (hoher Nitratgehalt)
  • langjährigen Zigarettenkonsum (hoher Nitratanteil im Tabakrauch)
  • chronischen Magensäuremangel, z. B. bei einer Autoimmungastritis (Förderung der Magenbesiedelung durch Bakterien, die Nitrat in Nitrit umwandeln).
  • Ein weiterer Risikofaktor ist jahrelanger Alkoholkonsum, v. a. Schnäpse.

Klinik

Magenkrebs bereitet lange Zeit keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden ("empfindlicher Magen"); erst in späteren Stadien leiden die Betroffenen unter Appetitlosigkeit, Übelkeit oder einem Ekelgefühl gegenüber Fleisch oder anderen, bis dahin gern gegessenen Speisen.

Befindet sich der Tumor am Mageneingang, können außerdem Schluckstörungen auftreten. Hat er den Magenausgang befallen, tritt Völlegefühl auf. Viele Magentumoren bluten unbemerkt. Durch den schleichenden Blutverlust kann sich eine Blutarmut (Anämie) entwickeln, die dann zur Leistungsminderung führt.

Durchbricht der Tumor die Grenze der Magenschleimhaut, breitet er sich rasch auf Nachbarorgane wie Speiseröhre, Milz oder Bauspeicheldrüse aus. Außerdem drohen Metastasen in Lymphknoten, Lunge, Leber, Knochen und Gehirn.

Diagnosesicherung

Der erste diagnostische Schritt ist die genaue Anamnese sowie das sorgfältige Abtasten des gesamten Bauchraums. Oft erhärtet dies bereits den Verdacht. Beweisen lässt sich Magenkrebs durch eine Magenspiegelung. Diese erlaubt dem Arzt eine genaue Inspektion der Magenschleimhaut sowie die Entnahme von Gewebeproben aus krebsverdächtigen Arealen zur feingeweblichen Untersuchung.

Ist eine Magenspiegelung nicht möglich, wird alternativ eine Röntgenkontrastmittel-Untersuchung des oberen Verdauungstrakts durchgeführt. Dabei ist es allerdings nicht möglich, Gewebeproben zu entnehmen.

Hat sich der Verdacht bestätigt, werden mithilfe von Bauchultraschall, CT, Röntgenaufnahme des Brustkorbs und weiteren Spezialuntersuchungen (z. B. Endosonografie) Lunge, Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse und Lymphknoten auf einen Tumor- und Metastasenbefall untersucht. Anhand von Lokalisation, Eindringtiefe und Ausbreitung des Tumors erfolgt die Stadieneinteilung des Tumors (nach dem TNM-System), aus dem sich die weitere Therapie ableitet.

Differenzialdiagnosen: Die durch einen Magenkrebs verursachten Beschwerden kommen auch bei anderen Erkrankungen des Verdauungssystems vor, z. B. bei der Ulkuskrankheit, beim Reizmagen, Speiseröhrenkrebs oder bei Magenpolypen.

Behandlung

Ist der Tumor noch auf die oberen Schleimhautschichten begrenzt und sind weder Lymphknoten befallen noch Metastasen vorhanden, kann der Krebs unter Umständen endoskopisch entfernt werden.

Operative Behandlung

In vielen Fällen ist jedoch eine Operation notwendig, bei der der Arzt entweder vier Fünftel (Magenresektion) oder den ganzen Magen entfernt (Gastrektomie). Ziel ist die vollständige Entfernung des Tumors und aller befallenen Lymphknoten (R0-Resektion). In bestimmten Fällen erfolgt vor und nach der Operation eine Chemotherapie. Vor der Operation soll die Behandlung den Tumor verkleinern, damit er besser entfernt werden kann. Danach zielt die Chemotherapie auf übriggebliebene Krebszellen.

Zur Wiederherstellung der Verbindung zwischen Speiseröhre und Dünndarm bilden die Operateure in den meisten Fällen schon während der Magenentfernung aus einem Stück Dünndarm einen kleinen Ersatzmagen. Nach der Operation erhält der Patient eine Magensonde, um in den ersten Tagen Nährstoffe zuzuführen. Sie wird nach 5–7 Tagen wieder entfernt, wenn die normale Darmtätigkeit wieder eingesetzt hat und die Nahtstellen dicht sind. Danach erfolgt über 2–3 Wochen der vorsichtige Ernährungsaufbau bis zur Normalkost.

Beschwerden nach Einsatz eines Ersatzmagens. Da die Speicherfähigkeit des Ersatzmagens sehr gering ist, wird die Nahrung nicht mehr in der bisher üblichen Menge über mehrere Stunden gespeichert und zerkleinert, um sie dann als Speisebrei an den Zwölffingerdarm abzugeben. Stattdessen "plumpst" (to dump) die Nahrung oft zu schnell in den Dünndarm.

Das Frühdumping-Syndrom tritt 5–30 Minuten nach dem Essen auf. Die große Menge Speisebrei, die plötzlich in den Dünndarm gelangt, führt zu einer Dehnung des oberen Dünndarms. Außerdem muss zur Verdauung sofort viel Flüssigkeit mobilisiert werden, sodass vermehrt Wasser aus der Blutbahn in den Dünndarm fließt. Dies verstärkt zum einen die Dehnung, zum anderen nimmt das zirkulierende Blutvolumen rapide bis zu einem Liter ab. Der Patient wird blass, beginnt zu schwitzen und klagt über Übelkeit. Gleichzeitig sinkt der Blutdruck, und es kann zum Kreislaufkollaps kommen.

1 bis 4 Stunden nach der Mahlzeit tritt das Spätdumping-Syndrom auf. Ursache ist eine Unterzuckerung als Folge eines zu raschen Übertritts des in der Nahrung enthaltenen Zuckers ins Blut. Der dadurch eintretenden Überzuckerung wird durch Insulinausschüttung ins Blut so stark gegengesteuert, dass es zu einer Unterzuckerung kommt. Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) äußert sich in der Regel durch Schwächegefühl und Schweißausbrüche; in schlimmen Fällen kommt es zur Bewusstlosigkeit.

Behandlung des Dumping-Syndroms. Früh- und Spätdumping werden vor allem diätetisch behandelt. Langsames Essen, häufige kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten und der Verzicht auf Getränke beim Essen helfen, die Dumping-Symptome in den Griff zu bekommen. Sinnvoll ist zudem das Meiden von einfachen Zuckern (Zucker, Honig, Marmelade, Süßspeisen). Wegen des Risikos der Unterzuckerung beim Spät-Dumping empfiehlt es sich, immer etwas Traubenzucker bereit zu haben. Weitere Ernährungstipps siehe unten.

Palliative (nicht mehr heilende, aber lindernde) Behandlung

Hat sich der Magenkrebs bereits so weit ausgebreitet, dass eine Operation nicht mehr sinnvoll ist, kann eine palliative Chemotherapie die Lebenszeit verlängern und die Lebensqualität verbessern. Bei starker Behinderung der Nahrungspassage durch den Tumor ist z. B. eine palliative Bestrahlung möglich. Ziel ist es, den Tumor zu verkleinern und den Weg für den Speisebrei wieder frei zu machen. Besonders wichtig in diesem Erkrankungsstadium ist eine ausreichende Schmerztherapie.

Nachsorge

Nach der Operation stehen regelmäßige Nachsorgetermine an. Neben der körperlichen Untersuchung bespricht der Arzt mit dem Patienten dabei die Ernährungssituation und prüft sein Gewicht. Er nimmt Blut ab, um das Blutbild zu bestimmen und eventuelle ernährungsbedingte Mangelzustände zu erkennen. Außerdem erhält der Patient bei diesen Terminen meist seine Vitamin-B12-Injektion, da er dieses Vitamin durch das Fehlen von Magen und Intrinsic-Factor nicht mehr mit der Nahrung aufnehmen kann. Falls Beschwerden auftreten, kommen bei der Nachsorge auch bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall zum Einsatz.

Prognose

Magenkrebs ist gut heilbar, wenn der Krebs im Frühstadium entdeckt und vollständig operativ entfernt wird (R0-Resektion). Gelingt dies nicht, beträgt die mittlere Überlebenszeit 8 Monate. Ist eine Operation nicht möglich, beträgt sie 4 Monate. Die mittlere Überlebenszeit ohne Chemotherapie und ohne OP beträgt 4–6, mit Chemotherapie 7–12 Monate.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die Ernährungsumstellung nach der Magenoperation erfordert Zeit und Geduld. Sie sollten mehrere Monate einplanen, bis die Umstellung erfolgreich durchgeführt ist. Vor allem zu Beginn quälen die Betroffenen oft Früh- oder Spät-Dumping (siehe oben).

Grundregeln. Essen Sie häufig; bis zu acht kleine Mahlzeiten pro Tag sind ideal. Da das Hunger- und Sättigungsgefühl nicht mehr wie gewohnt funktionieren, essen Sie am besten nach der Uhr. Vermeiden Sie dabei zu Heißes und zu Kaltes. Um den kleinen Ersatzmagen nicht zu überfordern, sollten Sie auf Getränke beim Essen verzichten. Besser ist es, nach dem Essen eine halbe Stunde zu warten und erst dann zu trinken. Damit die Nahrung nicht zurück in die Speiseröhre fließt, bleiben Sie nach dem Essen in der Aufrechten. Ausnahme ist das Auftreten von Frühdumping-Symptomen: Dann legen Sie sich besser nach dem Essen für etwa 30 Minuten hin.

Kauen Sie alles, was Sie essen, gut durch. So sorgen Sie dafür, dass die Nahrung vollständig "eingespeichelt" wird und dass die im Speichel enthaltenen Enzyme bereits mit der Verdauung beginnen können.

Günstige und zu meidende Lebensmittel. Meiden Sie schnell resorbierbare Kohlenhydrate wie Limonade, Zucker in Tee und Kaffee, Fruchtsäfte, Bonbons, Süßigkeiten und Kompott, um den Spät-Dumping-Symptomen entgegenzuwirken. Frischmilch macht manchen Patienten Probleme; Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Quark werden hingegen meistens gut vertragen. Auf stark gewürzte, sehr fette und stark gesalzene Speisen sollten Sie zunächst ganz verzichten, ebenso auf stark blähende Speisen wie ballaststoffreiche Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln und Knoblauch sowie geräucherte Fleisch- und Wurstwaren. Verzichten Sie auch auf kohlensäurehaltige Getränke.

Zusatzbedarf an Nähr- und Mikronährstoffen. Magenoperierte verwerten die Nahrung schlechter als Gesunde, sodass sie ~ 25 % mehr Kalorien benötigen. Eine Gewichtsabnahme in den ersten Monaten nach der Operation ist normal. Außerdem ist die Verwertung von Vitamin B12 gestört. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollten Sie daher alle drei Monate eine Spritze mit dem fehlenden Vitamin erhalten. Viele Magenoperierte leiden zudem an Störungen des Knochenstoffwechsels. Deshalb ist es wichtig, auf ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D zu achten, z. B. durch regelmäßigen Verzehr von Milchprodukten.

Fettreiche Nahrung wird meist nicht gut vertragen. Als Ersatz für herkömmliche Fette bieten sich die MCT-Fette an. Mit ihrem hohen Gehalt an mittelkettigen Fettsäuren werden sie vom Dünndarm besonders gut aufgenommen. Im Handel sind sie in Form von Margarine oder Speiseöl erhältlich. Drohendem Kalziummangel beugen Sie vor, indem Sie viel gesäuerte Milchprodukte wie Joghurt oder Dickmilch essen. Diese sind meist bekömmlicher als frische Milch. Auch kalziumreiche (stille!) Mineralwässer können sich positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken. Hat sich nach der Operation eine Milchunverträglichkeit entwickelt, müssen Kalzium und Vitamin D in Tablettenform eingenommen werden.

Diätberatung. Wenn Ihnen die Nahrungsumstellung Probleme bereitet, ziehen Sie frühzeitig einen Ernährungsberater zurate.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Über die Stichwortsuche finden Sie die Ärztliche Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Magenkrebses.
  • www.krebshilfe.de – Website der Deutschen Krebshilfe e. V., Bonn (Hrsg.): Unter der Rubrik Informieren finden Sie Broschüren und Infomaterial, so auch den blauen Ratgeber Nr. 07 zum Magenkrebs zum Bestellen oder Herunterladen.
  • https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/magenkrebs/unterstuetzende-massnahmen.php - Link zu Informationen des Krebsinformationsdienstes zur Behandlung des fortgeschrittenen Magenkarzinoms.

Magenpolypen

Magenpolypen: Ausstülpungen der Magenschleimhaut in das Mageninnere. Sie sind meist gutartig, gehen in der Regel von Schleimhautdrüsen aus und treten einzeln, in Gruppen oder auch massenhaft auf. Betroffen sind vor allem Menschen im mittleren und höheren Lebensalter. Magenpolypen bereiten, wenn überhaupt, eher unspezifische Beschwerden. Da sie in 20 % der Fälle zu Magenkrebs entarten, werden entdeckte Magenpolypen grundsätzlich (endoskopisch) entfernt.

Symptome und Leitbeschwerden

Nur bei größeren Polypen:

  • Unspezifische Beschwerden wie Völlegefühl und Appetitlosigkeit
  • Druckgefühl im Oberbauch
  • Gelegentlich Bluterbrechen und schwarzer Stuhl (Teerstuhl).

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, bei

  • Oberbauchschmerzen über längere Zeit und bei Völlegefühl und Appetitlosigkeit.

Noch heute, wenn

  • eine Schwarzfärbung des Stuhls auffällt.

Die Erkrankung

Magenpolypen haben ihren Ursprung meist im Drüsengewebe der Magenschleimhaut (adenomatöse Polypen). Sie variieren stark in Gestalt und Größe: Die gestielten, kugeligen, zottigen (villösen) oder breitbasig aufsitzenden Polypen haben eine Größe von wenigen Millimetern bis über 1 cm. Wie die adenomatösen Dickdarmpolypen bergen auch die adenomatösen Magenpolypen ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko (~ 20 %). Treten Magenpolypen gehäuft auf, dann befinden sie sich meist in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander (multiple Magenpolypen). Treten sie massenhaft auf, spricht der Arzt von einem Polyposis-Syndrom. Polyposis-Syndrome sind oft erblich bedingt, ein Beispiel ist die familiäre adenomatöse Polyposis (Dickdarmpolypen).

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache für die Entstehung von Magenpolypen ist unbekannt; vermutlich spielen Ernährungsgewohnheiten (z. B. fettreiche, ballaststoffarme Nahrung) sowie Rauchen und Alkoholkonsum eine Rolle. Diskutiert wird, ob ein Befall mit Helicobacter-pylori-Bakterien die Entstehung begünstigt, ähnlich wie bei der Magenschleimhautentzündung oder Ulkuskrankheit. In seltenen Fällen wird die Veranlagung für Magenpolypen auch vererbt.

Diagnosesicherung

Kleinere Magenpolypen machen keine Beschwerden, größere Polypen können unspezifische Druckschmerzen im Oberbauch bis hin zu Blutungen (selten) hervorrufen. Da sie sich nur selten bemerkbar machen, werden Magenpolypen meist zufällig im Rahmen einer Magenspiegelung entdeckt.

Differenzialdiagnosen: Reizmagen, Magenschleimhautentzündung und Magenkrebs verursachen ebenfalls unspezifische Druckschmerzen im Oberbauch. Hinter starken Schmerzen kann auch ein Herzinfarkt stecken.

Behandlung

Da 20 % der Magenpolypen tumorös entarten, werden sie möglichst noch während der Magenspiegelung endoskopisch abgetragen. Dabei trennt der Arzt den Polyp mit einer durch Hochfrequenzstrom erhitzten Drahtschlinge ab und lässt die zurückbleibende kleine Wunde verschorfen. Bei breitbasigen und/oder besonders großen Polypen ist eventuell eine Operation notwendig.

Polypen neigen dazu, immer wieder neu aufzutreten. Deshalb werden nach ihrer Entfernung Kontroll-Magenspiegelungen in halbjährlichen bis jährlichen Abständen empfohlen.

Prognose

Magenpolypen "unter Kontrolle" haben eine gute Prognose: Mit regelmäßigen Magenspiegelungen und der Entfernung eventuell neu gewachsener Polypen ist das Krebsrisiko meist gebannt.

Werden adenomatöse Magenpolypen nicht behandelt, entarten sie sie in 20 % der Fälle. Treten die Magenpolypen im Rahmen einer vererbten Polyposis auf, ist das Krebsrisiko im gesamten Magen-Darm-Trakt erhöht.

Ihr Apotheker empfiehlt

Informieren Sie Ihren Arzt, wenn bei Familienmitgliedern Magenpolypen oder auch anderen Polypen im Verdauungstrakt entdeckt wurden. Er wird Sie beraten, ob und wann bei Ihnen regelmäßige Vorsorgemaßnahmen wie z. B. eine Magenspiegelung sinnvoll sind.

Magenschleimhautentzündung

Magenschleimhautentzündung (Gastritis): akut oder chronisch verlaufende, entzündliche Veränderungen der Magenschleimhaut. Das Krankheitsbild reicht von Beschwerdefreiheit (häufig bei der chronischen Form) bis hin zur lebensgefährlichen Magenblutung mit Bluterbrechen (akute Form).

Die chronische Magenschleimhautentzündung ist häufig, etwa 50 % der über 50-Jährigen sind betroffen. Hauptschuldiger ist der Magenkeim Helicobacter pylori. Hier ist die Prognose günstig; in 90 % der Fälle kann die Magenkeim-bedingte Gastritis erfolgreich medikamentös behandelt werden.

Die akute Magenschleimhautentzündung ist seltener, kommt aber bei 60–80 % der Patient*innen auf der Intensivstation vor. Sie klingt in der Regel von selbst ab, ein sofortiges ärztliches Einschreiten ist nur bei Blutungen erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

Akute Magenschleimhautentzündung:

  • Druckgefühl in der Magengegend
  • Oft Verstärkung der Beschwerden während des Essens oder unmittelbar danach
  • Aufstoßen und Übelkeit bis zum Erbrechen
  • Bluterbrechen.

Chronische Magenschleimhautentzündung:

  • Oft keine Symptome
  • Unspezifische Oberbauch-Beschwerden
  • Manchmal Mundgeruch.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • eine Besserung der Beschwerden ausbleibt.

Sofort,

  • wenn wegen heftigen Erbrechens keine Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme mehr möglich ist
  • bei Bluterbrechen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Normalerweise ist das Verhältnis von schleimhautschädigenden und schleimhautschützenden Faktoren im Magen ausgeglichen. Eine intakte Durchblutung der Magenwand sorgt dafür, dass die Schleimhaut genügend schützenden Schleim bildet und sich ihre Zellen ausreichend schnell regenerieren. Dadurch ist die Magenschleimhaut normalerweise gut vor der aggressiven Magensäure und anderen mechanischen oder chemischen Einflüssen geschützt. Bei einer Magenschleimhautentzündung ist dieses Gleichgewicht jedoch gestört.

In der Folge kommt die Magenschleimhaut in direkten Kontakt mit der aggressiven Magensäure, was zu Reizungen, Verletzungen und Defekten mit Blutungen führt – dem Bild der erosiven (oberflächengeschädigten) Gastritis, das sich bei der Magenspiegelung leicht erkennen lässt.

Bei der Magenschleimhautentzündung bleiben die Veränderungen in der Regel auf die obere Schicht der Magenschleimhaut beschränkt. Dringen sie tiefer ein, spricht die Ärzt*in von einem Magengeschwür, das an anderer Stelle besprochen wird (Ulkuskrankheit).

Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt zahlreiche Faktoren, die die Magenschleimhaut direkt schädigen, z. B.

  • Helicobacter-pylori-Bakterien
  • ein Übermaß an Alkohol oder Nikotin
  • NSAR-Schmerzmitteln wie z. B. Diclofenac (Voltaren®) oder Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
  • Kortison oder Zytostatika
  • Bakteriengifte bei einer Lebensmittelvergiftung (akuter Durchfall).

Auch jede schwere Erkrankung, massive Blutungen, Verbrennungen, schwere Verletzungen oder ein größerer operativer Eingriff bedeuten extremen Stress für den Körper. Dabei erhöht sich nicht nur häufig die Sekretion von aggressiver Magensäure, auch die Durchblutung der Magenschleimhaut wird sozusagen "eingespart". Das wiederum schwächt die Magenschleimhaut: Wegen der schlechteren Durchblutung bilden die schleimproduzierenden Drüsen nicht mehr ausreichend Schutzfilm und auch die anderen Zellen der Magenwand regenerieren sich nicht mehr ausreichend. Als Folge wird die Schleimhaut anfälliger gegenüber aggressiven Faktoren.

Formen

Akute Magenschleimhautentzündung

Die akute Magenschleimhautentzündung (akute Gastritis) ist meist unmittelbare Folge eines übermäßigen Genusses von schleimhautreizenden Stoffen oder einer Stressreaktion auf schwere Erkrankungen oder Verletzungen. Dabei entspricht das Beschwerdebild nicht zwangsläufig dem Schweregrad der Schädigung. Meist überwiegen unspezifische Symptome, z. B.

  • Dumpfes Schmerzgefühl in der Magengegend
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen.

Erst wenn die Schleimhautschädigungen stark ausgeprägt sind, führen heftige Blutungen zu einem dunkel gefärbten Stuhl (Teerstuhl) und zu Bluterbrechen (Kaffeesatzerbrechen). Die schwarze Farbe von Teerstuhl und Erbrochenem rührt daher, dass Magensäure und Darmbakterien den roten Blutfarbstoff verändern.

Chronische Magenschleimhautentzündung

Dagegen hat die chronische Magenschleimhautentzündung (chronische Gastritis) verschiedene Ursachen. Sie verläuft häufig über Jahre symptomlos. Nur wenige Patienten leiden unter Oberbauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit oder Erbrechen. Bei manchen macht sich allerdings eine Anämie mit Blässe, Erschöpfung und Leistungsknick bemerkbar. Ja nach Ursache unterscheidet die Ärzt*in bei der chronischen Magenschleimhautentzündung drei Typen:

  • Typ A (Typ-A-Gastritis, Autoimmungastritis): Ursache ist die Bildung von Antikörpern gegen die Salzsäure produzierenden Zellen und den Intrinsic Factor. Infolgedessen kommt es zu einem Salzsäuremangel im Magensaft (Anazidität) und einem Vitamin-B12-Mangel (Perniziöse Anämie). Mit 5 % ist dies die seltenste Erkrankungsform. Typisch sind Anzeichen einer Unter- oder Mangelernährung trotz ausreichender Nahrungsaufnahme und Symptome der Anämie wie Blässe und Erschöpfung.
  • Typ B (Typ-B-Gastritis, bakterielle Gastritis): Ist mit etwa 80% die häufigste Form der chronischen Gastritis und wird meist durch eine Besiedelung des Magens mit Helicobacter-pylori-Bakterien hervorgerufen. Sehr selten sind andere Bakterien, Pilze oder Zytomegalie-Viren, vor allem bei HIV-Kranken, die Ursache.
  • Typ C (Typ-C-Gastritis, chemisch-toxische Gastritis): Verantwortlich ist die Dauerreizung durch schleimhautschädigende chemische Substanzen, allen voran die längerfristige Einnahme von NSAR-Schmerzmitteln, aber auch langjähriger exzessiver Alkohol- und Nikotinkonsum oder ein Reflux von Gallensaft.

Diagnosesicherung

Wichtigste diagnostische Maßnahme ist die Magenspiegelung. Schon während der Endoskopie führt die Ärzt*in häufig einen Urease-Schnelltest auf Helicobacter pylori durch. Außerdem entnimmt er Gewebeproben zur feingeweblichen Untersuchung.

Bei Verdacht auf eine Typ-A-Gastritis bestimmt die Ärzt*in Blutbild und Vitamin-B12-Spiegel. Außerdem veranlasst er einen Test auf Auto-Antikörper gegen die salzsäureproduzierenden Zellen (Parietalzellen) und den Intrinsic-Faktor.

Differenzialdiagnose: Je nach Leitsymptom (Völlegefühl, Oberbauchschmerzen) z. B. Reizmagen, Gallensteine, gastroösophageale Refluxkrankheit, Magenkrebs aber auch Angina pectoris und Herzinfarkt.

Behandlung

Schutz der Magenschleimhaut

Zum Schutz der Magenschleimhaut werden v. a. solche Arzneimittel eingesetzt, die die Produktion der Magensäure reduzieren. Bewährt haben sich hierbei Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol, Pantoprazol) sowie in zweiter Linie H2-Rezeptorenblocker (z. B. Cimetidin oder Ranitidin). Die früher beliebten Antazida (Magensäure neutralisierende Medikamente wie z. B. Maaloxan® und Schutzfilmbildner wie Sucralfat (Ulcogant®) werden heute nur noch in leichten Fällen empfohlen und verordnet.

Patient*innen, die regelmäßig NSAR einnehmen, die intensivmedizinisch betreut werden müssen oder vor einem größeren operativen Eingriff stehen, wird die prophylaktische Gabe eines Protonenpumpenhemmers empfohlen. Meist wird damit einer akuten Magenschleimhautentzündung vorgebeugt.

Neben der medikamentösen Behandlung gilt es, mögliche Auslöser zu vermeiden und weitere Selbsthilfemaßnahmen (siehe unten) anzuwenden.

Behandlung bei Helicobacter-pylori-Infektion

Wichtigste Therapiemaßnahme bei einem Befall mit Helicobacter-pylori-Bakterien ist die "Ausrottung" des Magenkeims mit Hilfe der Eradikationstherapie. Dabei werden für 1–2 Wochen zwei Antibiotika in Kombination mit einem Protonenpumpenhemmer eingenommen, z. B.:

  • Clarithromycin + Amoxicillin + Protenenpumpemhemmer (z. B. Omeprazol)
  • Metronidazol + Clarithromycin + Protenenpumpemhemmer

In rund 85 % der Fälle bringt die Behandlung das Bakterium zum Verschwinden, erneute Infektionen sind mit ca. 2 % pro Jahr selten.

Ob die Behandlung erfolgreich war, wird 8 Wochen nach Therapieende mit einer weiteren Gewebeprobeentnahme (bei einer Magenspiegelung) oder einem 13C-Harnstoff-Atemtest festgestellt. Mittlerweile ist es sogar möglich, Antikörper gegen Helicobacter-pylori-Bakterien im Blut oder Helicobacter-Antigene im Stuhl nachzuweisen. Da diese Tests keine 100%ige Sicherheit liefern, wird die Diagnose anschließend mit einem 13C-Atemtest oder einer Gewebsprobeentnahme überprüft.

Behandlung der Autoimmungastritis

Die Autoimmungastritis kann nicht ursächlich behandelt werden. Wegen der Gefahr einer perniziösen Anämie erhalten die Betroffenen lebenslang alle drei Monate Spritzen oder Kurzinfusionen mit Vitamin B12.

Behandlung der chemisch-toxischen Gastritis

Hier steht die Beseitigung der Ursache wie z. B. das Absetzen der NSAR im Vordergrund. Ist dies nicht möglich, wird wie bei der akuten Form symptomatisch mit Protonenpumpenhemmern oder H2-Rezeptorenblockern behandelt.

Prognose

Eine akute Magenschleimhautentzündung heilt in der Regel folgenlos. Gleiches gilt bei rechtzeitiger Therapie auch für Magenblutungen sowie für die chronischen Formen der bakteriellen Gastritis (Typ B) und der chemisch-toxischen Gastritis (Typ C).

Die Autoimmungastritis (Typ A) ist zwar unheilbar, bei Behandlung ist eine Beeinträchtigung der Lebensqualität jedoch nicht zu erwarten.

Allerdings gehen sowohl Autoimmungastritis als auch die nicht behandelte bakterielle Gastritis mit einem erhöhten Magenkrebsrisiko einher. Deshalb sollte die bakterielle Gastritis konsequent therapiert werden und bei der Autoimmungastritis einmal jährlich eine endoskopische Kontrolle erfolgen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Selbsthilfemaßnahmen sind durch die heutigen hochwirksamen Medikamente zwar nicht mehr erforderlich, um rasch beschwerdefrei zu werden, zur Rückfallverhütung sind sie jedoch nach wie vor unumgänglich.

Auslöser meiden. Meiden Sie alle Auslöser nicht nur in der akuten Phase, sondern auch einige Zeit danach, z. B. Alkohol und Nikotin, aber auch zuckerhaltige Nahrungsmittel und Milch. Verzichten Sie außerdem auf Gewürze, die wie Pfeffer, Meerrettich oder Senf die Säurebildung anregen. Gleiches gilt für Medikamente, die nicht unbedingt eingenommen werden müssen, vor allem für Acetylsalicylsäure und andere NSAR-Schmerzmittel.

Diät. Viele Ratgeber empfehlen zur Beruhigung der entzündeten Magenschleimhaut eine Tee-Zwieback-Diät für 24–36 Stunden. Anschließend sollten Sie schrittweise zur gewohnten Ernährungsweise zurückkehren, in der Sie aber in den ersten 2 Tagen vornehmlich Kartoffeln und gegartes Gemüse und ab dem 3. Tag wieder (wenig) fettarmes Fleisch essen. Wissenschaftlichen Prüfungen haben diese Diätvorschläge allerdings nicht standhalten können. Betroffene verzichten von sich aus gerne auf fettes Fleisch, Kaffee, Weißwein und andere Alkoholika. Die meisten Ärzte raten deshalb: Achten Sie beim Essen auf das, was Sie vertragen. Verzichten Sie für eine Weile konsequent auf das, was Sie nicht vertragen.

Leichte Vollwertkost. Eine Ernährungsumstellung auf leichte Vollwertkost bzw. eine fett- und zuckerarme Ernährung kann den Verlauf einer chronischen Magenschleimhautentzündung positiv beeinflussen. Achten Sie zudem darauf, anstelle von drei üppigen Mahlzeiten mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen.

Wärmeanwendungen. Warme Leibwickel oder ein über Wasserdampf erhitztes Heublumensäckchen, das auf den Oberbauch gelegt wird, wirken beruhigend auf den Magen.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Teekuren unterstützen eine Helikobakter-Eradikationstherapie und beugen im Anschluss einem Rückfall vor. Gut geeignet sind Tees mit Schleimstoffdrogen wie Leinsamen, Eibisch und Malve, die die Magenschleimhaut vor dem Säureüberschuss schützen. Ebenso haben sich Teezubereitungen mit Kamillenblüten oder Süßholzwurzel bewährt, die sich durch eine beruhigende und entzündungshemmende Wirkung auszeichnen. Alternativ stehen Fertigarzneien zur Verfügung, entweder als Einzelpräparate (z. B. Kamille Spitzner®-Lösung oder Gastronal®-Beutel mit Leinsamen) oder als Kombinationspräparate (z. B. Iberogast®-Tropfen auf der Basis von Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Angelikawurzel, Mariendistelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminzblättern, Schleifenblumenkraut, Schöllkraut und Süßholzwurzel).

Hinweis: Süßholzwurzelhaltige Tees oder Fertigarzneien sollten nicht länger als 6 Wochen eingesetzt werden, da sie den Kaliumspiegel im Blut erniedrigen. Bei Schöllkraut gilt es, die vom Hersteller empfohlene Dosis einzuhalten. Zu große Mengen sind schädlich für die Leber, die Tagesdosis darf 2,5 mg Gesamtalkaloide nicht überschreiten. Patient*innen mit Lebererkrankungen sollten auf Schöllkraut insgesamt verzichten.

Manchmal wird eine Rollkur zur Beruhigung der Schleimhaut empfohlen. Sie wird 1 Woche lang morgens und abends durchgeführt. Hierfür bereiten Sie eine Thermoskanne mit Kamillentee zu und legen sich dann ins Bett. Zuerst trinken Sie eine halbe Tasse Kamillentee und legen sich anschließend 10 Minuten lang auf den Rücken; danach trinken Sie wieder eine halbe Tasse Kamillentee und legen sich dann 10 Minuten lang auf die linke Seite. Diese Prozedur wird auf der rechten Seite und schließlich auf dem Bauch liegend wiederholt, sodass Sie nach 40 Minuten einmal um die eigene Achse "gerollt" sind.

Entspannungsverfahren. Entspannungsübungen, z. B. Autogenes Training oder Meditation, tragen zur Vorbeugung von Magenbeschwerden bei, die von Stress verursacht werden. Die meisten Krankenkassen unterstützen außerdem 8-wöchige Achtsamkeitstrainings (MBSR, achtsamkeitsbasierte Stressreduktion), die einen besseren Umgang mit Stressfaktoren vermitteln.

Akupunktur. Akupunktur unterstützt die medikamentöse Gastritis-Behandlung, wobei die Betroffenen vermutlich v. a. von ihrem unspezifischen Heileffekt profitieren.

Homöopathie. Gegebenenfalls kann eine individuell abgestimmte Konstitutionstherapie die Symptome lindern. Häufig eingesetzte Mittel der Homöopathie sind Acidum muriaticum, Acidum sulfuricum, Argentum metallicum, Belladonna, Ignatia, Nux Vomica oder Rumex.

Reizmagen

Reizmagen (Reizmagensyndrom, funktionelle Dyspepsie): Oberbegriff für wiederkehrende, individuell stark variierende (Ober-)Bauchbeschwerden wie Völle- und Druckgefühl in der Magengegend, Magenkrämpfe oder Aufstoßen ohne nachweisbare organische Ursache. Oft besteht ein zeitlicher Zusammenhang mit psychischen Belastungssituationen. 25 % der Deutschen – Frauen doppelt so oft wie Männer – sind betroffen, davon leiden 10 % zusätzlich unter den Symptomen eines Reizdarms. Die Häufigkeit der Beschwerden nimmt mit steigendem Alter zu. Sind die auslösenden Faktoren bekannt und weitgehend vermeidbar, ist eine Besserung, aber nur selten eine Heilung möglich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Brennende, krampfartige oder dumpfe Schmerzen im Oberbauch
  • Druckgefühl in der Magengegend, Völlegefühl, vorzeitiges Sättigungsgefühl bei der Nahrungsaufnahme
  • Eventuell Aufstoßen und Sodbrennen
  • Eventuell Übelkeit.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • sich die Beschwerden nicht bessern.

In den nächsten Stunden, wenn

  • quälende Bauchschmerzen bestehen und Fieber hinzukommt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Auslöser

Lautet die Diagnose "Reizmagen", konnte der Arzt keine Ursache an den Organen feststellen. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Betroffene sich seine Beschwerden einbildet. Offenbar spielen neben psychischen Faktoren auch Funktionsstörungen eine Rolle, die allerdings bislang nicht mit unseren diagnostischen Mitteln geklärt werden können.

Beispielsweise haben einige der Betroffenen eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Reizen (erniedrigte Schmerzschwelle). In diesem Fall wird z. B. das Vorhandensein von Luft im Magen, das von vielen Menschen gar nicht wahrgenommen wird, als schmerzhaft empfunden. Bei manchen Patienten ist die Motorik verändert, z. B. ist Magen-Darm-Passage verlangsamt oder beschleunigt und/oder die Magenmuskulatur arbeitet zu heftig.

Unklar ist die Rolle der Magensäure beim Reizmagen: Bei 20 % der Betroffenen besteht zwar ein Magensäureüberschuss, andererseits kann aber auch ein Mangel an Magensäure zum Reizmagen führen. Ebenso unklar ist der Einfluss von Helicobacter pylori, dem Hauptverursacher der Ulkuskrankheit. Bei 30 % der Reizmagen-Patienten lässt sich ein Befall des Magens mit dem Magenkeim nachweisen. Allerdings bessern sich die Beschwerden nach erfolgreicher Antibiotikatherapie und dem Verschwinden des Bakteriums nur bei 8 % der Patienten.

Ernährung. Manchmal werden Reizmagensymptome durch den Verzehr bestimmter Nahrungsmittel oder durch magenschleimhautreizende Substanzen, z. B. Alkohol und Koffein, hervorgerufen oder verstärkt.

Psychische Faktoren. Unabhängig davon, welche Funktionsstörungen im Einzelfall vermutet oder sicher identifiziert werden – unbestritten ist ein Wechselspiel mit psychischen Faktoren. Dabei sind Ursache und Wirkung nicht immer scharf voneinander abzugrenzen. Beispielsweise können sich Schmerzwahrnehmung oder Magen-Darm-Motorik im Zusammenhang mit einer psychovegetativen Reaktion auf Stress oder auf eine seelische Belastung so ändern, dass Symptome des Reizmagens die Folge sind. Umgekehrt verstärken Reizmagenbeschwerden psychische Anspannung und Unausgeglichenheit. Bis zu 10 % der Reizmagenpatienten leiden gleichzeitig unter Angsterkrankungen oder einer Depression.

Klinik

Bei einem Großteil der Betroffenen dominieren brennende, krampfartige oder dumpfe Schmerzen im Oberbauch, die vornehmlich im Hungerzustand auftreten und sich durch die Nahrungsaufnahme verbessern. Andere Betroffene klagen vor allem über ein vorzeitiges Sättigungs- oder Völlegefühl, einen aufgetriebenen Bauch und Blähungen bis hin zu Übelkeit und Brechreiz nach der Nahrungsaufnahme. Mitunter bestehen gleichzeitig Symptome eines Reizdarms. Ebenso variieren Intensität und Dauer der Beschwerden. Dabei leidet die Mehrzahl unter zeitweise auftretenden, mäßig starken Symptomen. Es kommt jedoch vor, dass andauernde heftige Beschwerden die beruflichen und privaten Aktivitäten erheblich beeinträchtigen.

In Einzelfällen kommen weitere unspezifische Symptome hinzu, z. B. Müdigkeit, Erschöpfung und vermehrtes Schwitzen. Anders als beim Reizdarm sind Veränderungen des Stuhlgangs – z. B. Durchfall, Verstopfung – beim Reizmagen kaum zu beobachten.

Diagnosesicherung

Reizmagen ist eine Ausschlussdiagnose, d. h. der Arzt stellt diese nach sorgfältigem Ausschluss anderer Erkrankungen (siehe Differenzialdiagnosen). Zum vollständigen Untersuchungsprogramm – das allerdings beim niedergelassenen Internisten oder Hausarzt aus Budgetgründen kaum vollständig durchführbar ist – gehören daher ein Ultraschall des Bauchraums, die Magenspiegelung mit Gewebeprobeentnahme sowie eine Laboruntersuchung von Blut und Stuhl und der Test auf Helicobacter pylori. Bei Verdacht auf eine Milchzucker-Unverträglichkeit führt der Arzt einen Laktose-Toleranztest durch. Sie kann sicher ausgeschlossen werden, wenn sich unter einer milchzuckerarmen (laktosearmen) Kost die Symptome nicht zurückbilden.

Bei gleichzeitig bestehenden Reizdarmsymptomen ist eine Darmspiegelung notwendig.

Differenzialdiagnosen: Auszuschließen sind bei der Diagnose Reizmagen die Erkrankungen, die die gleichen oder ähnliche Beschwerden hervorrufen, allen voran die Magenschleimhautentzündung, die Ulkuskrankheit, die Refluxkrankheit und der Magenkrebs.

Behandlung

Pharmakotherapie

Wichtigste Therapie ist eine Änderung der Lebensführung. Da Medikamente allenfalls die Beschwerden lindern, die eigentliche Funktionsstörung aber nicht beseitigen, wird der Arzt nur bei starken, länger anhaltenden Symptomen eine medikamentöse Behandlung vorschlagen.

Infrage kommen Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol, die die Magensäurebildung hemmen, und/oder Antidepressiva, die durch eine Erhöhung der Schmerzschwelle schmerzlindernd wirken. Bei leichteren Beschwerden lohnt sich der Versuch mit standardisierten Pflanzenkombinationen, z. B. Iberogast®-Tropfen auf der Basis von Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Angelikawurzel, Mariendistelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminzblättern, Schleifenblumenkraut, Schöllkraut und Süßholzwurzel. Manchmal helfen auch krampflösende Medikamente wie Mebeverinhydrochlorid (Duspatal®) oder Butylscopolamin (z. B. Buscopan). Sind Völlegefühl und Magendruck die Hauptbeschwerden, verordnet der Arzt eventuell Medikamente, die die Magenentleerung beschleunigen, wie z. B. Metoclopramid.

Hinweis: Süßholzwurzelhaltige Tees oder Fertigarzneien sollten nicht länger als 6 Wochen eingesetzt werden, da sie den Kaliumspiegel im Blut erniedrigen. Bei Schöllkraut gilt es, die vom Hersteller empfohlene Dosis einzuhalten. Zu große Mengen sind schädlich für die Leber, die Tagesdosis darf 2,5 mg Gesamtalkaloide nicht überschreiten. Patienten mit Lebererkrankungen sollten auf Schöllkraut insgesamt verzichten.

Ernährungsumstellung

Ergeben sich Hinweise, dass die Symptome durch bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst werden, sollten diese eingeschränkt oder vermieden werden. Gegebenenfalls kann auch eine Ernährungsberatung zur Analyse und Änderung eines möglicherweise ungünstigen Essverhaltens hilfreich sein.

Psychotherapie

Liegt es nahe, dass die Symptome durch seelische Beschwerden wie Depressionen hervorgerufen werden, ist eine psychotherapeutische Behandlung anzuraten. Hier haben die Betroffenen die Möglichkeit, sich unter professioneller Anleitung mit lebensbelastenden Faktoren auseinanderzusetzen, eine andere Schmerzwahrnehmung zu erlernen und vermeidbare Stressoren auszuschalten.

Prognose

Der Reizmagen ist lästig, aber nicht bedrohlich. Der Reizmagen führt zu keiner schweren Folgeerkrankung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Tagebuch führen. Maßnahme Nummer eins ist die konsequente Selbstbeobachtung, um mögliche Auslöser und zeitliche Zusammenhänge mit belastenden Situationen des täglichen Lebens zu erkennen. Führen Sie deshalb ein Tagebuch, in dem Sie notieren, was und wann Sie essen und wie stark und durch welche Umstände und Situationen Ihre Beschwerden auftreten.

Unverträgliche Nahrungsmittel meiden. Um herauszufinden, ob und welche Nahrungsmittel Beschwerden hervorrufen, lassen Sie jedes verdächtige Nahrungsmittel einzeln für einige Tage konsequent weg. Bessern sich daraufhin die Beschwerden, sollten Sie dieses in Zukunft meiden.

Verzicht auf Fettes, Süßes und Alkohol. Prinzipiell sind kleine ballaststoffreiche Mahlzeiten, langsames Essen und der Verzicht auf sehr fette und sehr süße Speisen sowie Alkohol und Nikotin empfehlenswert, um die Beschwerden zu mildern.

Stehen bei Ihnen Blähungen im Vordergrund, verzichten Sie auf den Verzehr von Nahrungsmitteln, die eine verstärkte Gasproduktion bewirken, wie beispielsweise Kohlgemüse, Hülsenfrüchte und unreifes Obst.

Wärmeanwendungen. Bei leichten Schmerzen helfen oft Wärmeanwendungen wie Wärmewickel, ein warmes Bad oder eine Wärmflasche, die auf den Oberbauch gelegt wird. Wärme entspannt die Muskeln und löst leichtere Krämpfe.

Komplementärmedizin

Der Krankheitsverlauf von Reizsyndromen des Verdauungstraktes lässt sich mit komplementärmedizinischen Therapien oft günstig beeinflussen. Am besten wirken sie, wenn gleichzeitig die Ernährungsgewohnheiten umgestellt werden. Eine "klassische" komplementärmedizinische Behandlung des Reizmagens oder Reizdarms gibt es allerdings nicht. Welche Maßnahmen im Einzelnen geeignet sind, muss individuell herausgefunden werden.

Pflanzenheilkunde. Zur Anregung der Verdauung sowie bei Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Magendruckschmerz helfen Teezubereitungen mit bitterstoffhaltigen Bestandteilen, wie Enzianwurzel, Benediktenkraut, Tausendgüldenkraut, Angelikawurzel oder Chinarinde. Magenberuhigend wirken Tees mit Kamille, Schafgarbe oder Pfefferminze. Prinzipiell ist Tee standardisierten Pflanzenzubereitungen in Tropfenform vorzuziehen, da Tee keinen Alkohol enthält.

Entspannungsverfahren. Zum Abbau und zum besseren Umgang mit Stress haben sich Entspannungsverfahren – z. B. Autogenes Training, Yoga oder Muskelrelaxation nach Jacobson – bewährt. Tiefgreifender sind Mind-Body-Therapien: Beispielsweise bietet ein spezielles Stressbewältigungs- oder Angstbewältigungstraining die Möglichkeit, stressfördernde Verhaltensweisen zu erkennen und diese dann gezielt zu verändern.

Biofeedback. Verschiedene Studienergebnisse haben eine Besserung der Beschwerden durch Biofeedback nachgewiesen. Dabei geht es darum, den Betroffenen unbewusste körperliche Reaktionen bewusst zu machen. Töne signalisieren so beispielsweise den Anstieg der Herzfrequenz, der wiederum ein Zeichen von Stress sein kann. Besonders wirksam ist die Kombination von Biofeedback mit regelmäßigen Entspannungsübungen.

Homöopathie. Die Homöopathie kennt eine Reihe von magenwirksamen Homöopathika, z. B. Nux vomica, Pulsatilla oder Sulfur. Zur Behandlung eines Reizmagensyndroms ist eine individuelle Konstitutionstherapie im Allgemeinen sinnvoller als eine homöopathische Akutbehandlung.

Akupunktur. Es liegen Erfahrungsberichte vor, nach denen die Akupunktur Reizmagenbeschwerden lindert.

Akzeptanz. Womöglich haben Sie alle Tipps und Therapien versucht und Ihre Beschwerden bleiben trotzdem unverändert. In einem solchen Fall kann mitunter auch Ihr Arzt nichts anderes tun, als Sie in zu ermutigen, die Erkrankung hinzunehmen. Manchmal befreit allein schon die Akzeptanz von einem Teil des Drucks. Darüber hinaus zeigen klinische Erfahrungen, dass sehr viele Beschwerden im Laufe der Zeit – Wochen, Monate oder auch Jahre – von selbst wieder verschwinden.

Ulkuskrankheit

Ulkuskrankheit (peptisches Ulkus, gastroduodenale Ulkuskrankheit): Sammelbegriff für bis in die Ringmuskulatur reichende entzündliche Defekte der Magen- oder Darmschleimhaut. Ursache ist ein durch verschiedene Auslöser hervorgerufenes Ungleichgewicht zwischen aggressiven und schützenden Faktoren der Magen-Darm-Schleimhaut, wodurch Teile der Magen- oder Darmwand geschädigt werden. Die Geschwüre sind häufig; jeder Zehnte ist mindestens einmal im Leben betroffen.

Je nachdem, welches Organ erkrankt ist, unterscheidet der Arzt Magengeschwür (Ulcus ventriculi) und Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni). Während vom Magengeschwür vorwiegend ältere Patienten betroffen sind, leiden unter dem häufigeren Zwölffingerdarmgeschwür vornehmlich jüngere Menschen. Beide sind heute mit Medikamenten gut zu behandeln; Rückfälle sind aber möglich.

Abzugrenzen ist das Stressulkus, das bei Schwerkranken als Reaktion auf die psychische und physische Belastung durch eine akute Grundkrankheit, z. B. bei intensivmedizinischer Behandlung, auftritt und fast immer ein einmaliges Ereignis bleibt.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen im Oberbauch, beim Magengeschwür als Nüchternschmerz oder direkt nach dem Essen, beim Zwölffingerdarmgeschwür erst einige Stunden nach der Mahlzeit
  • Bei Magengeschwüren oft nächtliche Schmerzen
  • Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Bei massiv blutenden Magengeschwüren Bluterbrechen, Teerstuhl (die deutliche Schwarzfärbung des Stuhls entsteht durch die im Magen abgebauten Blutfarbstoffe) und äußerst starke, bohrende Magenschmerzen, die oft linksbetont bis in Rücken und Schulter ziehen.

Wann zum Arzt

In einer Woche, wenn

  • Schmerzen im Oberbauch immer wieder auftreten
  • Selbstbehandlung und der Verzicht auf alkoholische Getränke, Zigaretten und Kaffee keine Besserung bringen.

Am selben Tag, wenn

  • die Schmerzen nicht nachlassen und bis in die linke Schulter und in den Rücken hineinziehen.
  • schwarzer Stuhl (Teerstuhl) bemerkt oder frisches Blut erbrochen wird.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Normalerweise ist das Verhältnis von schleimhautschädigenden und schleimhautschützenden Faktoren im Magen ausgeglichen. Eine intakte Durchblutung der Magenwand sorgt dafür, dass die Schleimhaut genügend schützenden Schleim bildet und sich ihre Zellen ausreichend schnell regenerieren können. Dadurch ist die Magenschleimhaut normalerweise gut vor der aggressiven Magensäure und anderen mechanischen oder chemischen Einflüssen geschützt. Wird dieses Gleichgewicht gestört, kommt die Magenschleimhaut in direkten Kontakt mit der aggressiven Magensäure, was zu Reizungen, Verletzungen und Defekten der Schleimhaut führt. Anders als bei der Magenschleimhautentzündung reicht bei der Ulkuskrankheit die Schädigung bis tief in die Magen- oder Darmwand hinein.

Ursachen

Es gibt verschiedene Auslöser, die das natürliche Gleichgewicht zwischen Schleim und Magensäure oder Verdauungssäften in der Magenschleimhaut stören. Im Gegensatz zur Magenschleimhautentzündung ist bei der Ulkuskrankheit die Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori eine der häufigsten Ursachen – bei 75 % der Magen- und bei 90 % der Zwölffingerdarmgeschwüre ist Helicobacter pylori nachweisbar. Hat sich der Magenkeim in die Schleimhaut eingenistet, bildet er verschiedene Toxine und Enzyme, die die Zellen der Schleimhaut direkt schädigen und die Produktion der aggressiven Magensäure ankurbeln.

Andere Ursachen für die Ulkusentstehung ist eine Therapie mit NSAR-Schmerzmitteln wie z. B. Diclofenac (Voltaren®) oder Acetylsalicylsäure (Aspirin®). Besonders hoch ist das Risiko, wenn NSARs mit Kortison kombiniert werden. Bei manchen Menschen scheint zudem eine erbliche Veranlagung zu bestehen.

Stressulkus. Auch jede schwere Erkrankung, massive Blutungen, Verbrennungen, schwere Verletzungen oder ein größerer operativer Eingriff bedeuten extremen Stress für den Körper. Dabei erhöht sich nicht nur die Sekretion von aggressiver Magensäure, auch die Durchblutung der Magenschleimhaut wird "eingespart" und verringert. Das wiederum geht auf den Magenschutz: Durch eine schlechtere Durchblutung bilden die schleimproduzierenden Drüsen nicht zu wenig Schutzfilm und die Zellen regenerieren sich nicht mehr ausreichend. Dadurch wird die Schleimhaut empfindlicher gegen aggressive Faktoren. Die Folge sind Magenschleimhautentzündungen oder, in schwereren Fällen, auch ein Stressulkus.

Klinik

Im Vordergrund stehen unspezifische brennende, bohrende Schmerzen im Oberbauch. Bei einem Drittel der Patienten bleiben die Geschwüre allerdings ohne Symptome. Sie bemerken die Erkrankung erst, wenn es zu Bluterbrechen oder Teerstuhl kommt.

Komplikationen

Lebensbedrohliche Komplikationen wie Magendurchbruch, akute Blutungen und das entzündliche Übergreifen auf Nachbarorgane entwickeln sich heutzutage nur noch, wenn die Ulkuskrankheit nicht behandelt wurde.

Akute Blutungen. Wenn die Wunde größere Blutgefäße der Magendarmwand erfasst, kommt es zu akuten Blutungen; der Patient erbricht Blut (Hämatemesis) und hat Blut im Stuhl. Durch den Kontakt mit der Salzsäure im Magen verfärbt sich das Blut dunkel oder sogar pechschwarz, sodass der Arzt auch von Kaffeesatzerbrechen und von Teerstuhl spricht.

Magendurchbruch. Ein Magendurchbruch (Magenwanddurchbruch, Magenperforation) macht sich durch plötzlich eintretende bohrende Schmerzen bemerkbar, die oft in die linke Schulter strahlen. Gleichzeitig verkrampft sich die Bauchdecke und wird bretthart (akutes Abdomen). Ergießt sich nach einem Wanddurchbruch der Inhalt von Magen oder Zwölffingerdarm in die Bauchhöhle, kommt es zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung. Manchmal lassen die Schmerzen für kurze Zeit wieder nach, um dann erneut aufzutreten (beschwerdefreies Intervall).

Pylorusstenose. Geschwüre in der Nähe des Magenausgangs können nach ihrer Abheilung zu einer narbigen Verengung führen (Pylorusstenose). Die Nahrung gelangt dann nicht mehr leicht in den Darm und staut sich im Magen zurück. Dadurch kann es immer wieder zu Übelkeit und schwallartigem Erbrechen kommen.

Diagnosesicherung

Die typischen Beschwerden lenken den Verdacht des Arztes meist schnell auf eine Ulkuskrankheit. Zur Sicherung der Diagnose führt er eine Magenspiegelung durch und entnimmt dabei an mehreren Stellen Gewebeproben, um einen Befall mit Helicobacter-pylori-Bakterien nachzuweisen und Magenkrebs auszuschließen.

Differenzialdiagnosen: Reizmagen, Magenkrebs und Magenschleimhautentzündung verursachen ähnliche Symptome (Völlegefühl, Oberbauchschmerzen). Hinter schwallartigem Bluterbrechen können auch Speiseröhrenkrampfadern stecken.

Behandlung

Pharmakotherapie

Ulkuserkrankungen lassen sich heute fast immer rasch und erfolgreich mit Medikamenten behandeln.

Dazu stehen folgende Arzneimittelgruppen zur Verfügung:

  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI) wie z. B. Pantoprazol (Pantozol®), Esomeprazol (Nexium®), Omeprazol (Antra®) oder Lansoprazol (Agopton, Lanzor®), blockieren die Wasserstoff-Kalium-ATPase (H,K-ATPase), ein wichtiges Enzym, das für die Säureproduktion im Magen verantwortlich ist. PPI sind wegen ihrer großen und rasch einsetzenden Wirksamkeit die heute dominierende Medikamentengruppe. Protonenpumpenhemmer werden vor dem Essen eingenommen; meist genügt eine Dosis pro Tag, bei Langzeitanwendung und zur Prophylaxe (z. B. bei Kortisoneinnahme) auch 2–3 Dosen pro Woche.
  • H2-Rezeptorenblocker (H2-Antagonisten) sind ebenfalls hochwirksam, aber schwächer als die Protonenpumpenhemmer. Zu ihnen gehören Ranitidin (Ranitic®), Nizatidin (Nizax®) und Roxatidin (Roxit®). Sie blockieren die Histamin-H2-Rezeptoren an den Belegzellen (Drüsenzellen der Magenschleimhaut) und verhindern so die Magensäurebildung. Meistens werden sie zur Vorbeugung von Rückfällen eingesetzt. Eine Einzeldosis am Tag (abends vor dem Zubettgehen) ist in der Regel ausreichend.
  • Schutzfilmbildner wie Sucralfat bestehen aus einem Komplex aus Aluminium und Saccharose (Haushaltszucker). Sie sorgen für einen schützenden Film, der sich über die Magenschleimhaut legt. Dazu werden sie möglichst bei leerem Magen eingenommen, also 1–2 Stunden vor einer Mahlzeit. Da sie nur schwach wirksam sind, werden sie nur noch als Reservearzneimittel eingesetzt, wenn Protonenpumpenhemmer und H2-Rezeptorenblocker nicht verwendet werden können.
  • Ältere und deutlich schwächer wirksame Arzneimittel sind die Antazida, meistens mit Aluminiumoxid und Magnesiumhydroxid (Maaloxan®, Riopan®), und mit Karbonatverbindungen (Rennie®). Sie neutralisieren die Magensäure und werden 1–2 Stunden nach den Mahlzeiten eingenommen. Da sie nur die im Magen befindliche Magensäure neutralisieren, müssen sie hochdosiert und häufig eingenommen werden.
  • Um eine Helicobacter-pylori-Infektion auszuheilen, werden Protonenpumpenhemmer mit Antibiotika kombiniert, in Form der Eradikationstherapie: 1 Woche lang werden zwei Antibiotika (z. B. Clarithromycin und Metronidazol oder Amoxicillin) zusammen mit einem Protonenpumpenhemmer eingenommen. Die Therapie hat sich als hochwirksam erwiesen; bis zur endgültigen Heilung kann es aber 3–4 Monate dauern. Wie bei jeder Antibiotikatherapie ist es wichtig, die Medikamente lange genug und regelmäßig einzunehmen, um alle Bakterien abzutöten und zu verhindern, dass einige wenige Keime überleben, die gegen die verordneten Antibiotika resistent werden.

Prävention. Bei Patienten, die mit schleimhautschädigenden Schmerz- oder Rheumamitteln behandelt werden, versucht der Arzt, diese durch Alternativmedikamente zu ersetzen. Oft heilt die Krankheit dann von alleine aus. Wenn das Absetzen der Medikamente nicht möglich ist, verordnet er die vorbeugende Einnahme von Protonenpumpenhemmern oder H2-Rezeptorenblockern.

Behandlung akuter Blutungen

Eine akute Blutung stillt der Arzt in der Regel endoskopisch. Dafür gibt es verschiedene Verfahren, bei allen werden die nötigen Instrumente über den bei der Magenspiegelung eingeführten Schlauch vorgeschoben und eingesetzt. Zur Blutstillung injiziert der Arzt z. B. Kochsalz oder bestimmte Kleber, manchmal setzt er Metallclips, um ein Gefäß zu verschließen oder er verödet die Blutungsquelle mit Hitze über eine Sonde.

Behandlung bei Magendurchbruch oder Pylorusstenose

Ein Durchbruch des Ulkus in die Bauchhöhle muss sofort operiert werden. Je nachdem, wie schwer der Durchbruch ist, wird das Geschwür entfernt und übernäht; im Extremfall müssen die Operateure Teile des Magens entfernen. Bricht das Ulkus in benachbarte Organe ein oder verursacht eine narbige Magenpförtnerenge (Pylorusstenose), ist ebenso eine Operation nötig. Nicht durchgebrochene Geschwüre werden nur dann operiert, wenn die Krankheit länger als 3 bis 4 Monate besteht.

Prognose

In der Regel heilt ein Magengeschwür bei Behandlung mit Säurehemmung und, wenn nötig, einer Eradikationstherapie gut aus. Komplikationen wie Magendurchbruch oder Blutungen sind heute selten. Die Langzeitprognose ist besser, wenn der Patient die unten aufgeführten Selbsthilfe-Tipps beherzigt und auf Nikotin, Alkohol und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) verzichtet.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Selbsthilfemaßnahmen sind durch die heutigen hochwirksamen Medikamente zwar nicht mehr erforderlich, um rasch beschwerdefrei zu werden; zur Rückfallverhütung sind sie jedoch nach wie vor unumgänglich.

Auslöser meiden. Meiden Sie alle Auslöser nicht nur in der akuten Phase, sondern auch einige Zeit danach, z. B. Alkohol und Nikotin, aber auch zuckerhaltige Nahrungsmittel und Milch. Verzichten Sie außerdem auf Gewürze, die wie Pfeffer, Meerrettich oder Senf die Säurebildung anregen. Gleiches gilt für Medikamente, die nicht unbedingt eingenommen werden müssen, vor allem für Acetylsalicylsäure und andere NSAR-Schmerzmittel.

Diät. Viele Ratgeber empfehlen zur Beruhigung der entzündeten Magenschleimhaut eine Tee-Zwieback-Diät für 24–36 Stunden. Anschließend sollten Sie schrittweise zur gewohnten Ernährungsweise zurückkehren, in der Sie aber in den ersten 2 Tagen vornehmlich Kartoffeln und gegartes Gemüse und ab dem 3. Tag wieder (wenig) fettarmes Fleisch essen. Wissenschaftlichen Prüfungen haben diese Diätvorschläge allerdings nicht standhalten können. Betroffene verzichten von sich aus gerne auf fettes Fleisch, Kaffee, Weißwein und andere Alkoholika. Die meisten Ärzte raten deshalb: Achten Sie beim Essen auf das, was Sie vertragen. Verzichten Sie für eine Weile konsequent auf das, was Sie nicht vertragen.

Leichte Vollwertkost. Eine Ernährungsumstellung auf leichte Vollwertkost bzw. eine fett- und zuckerarme Ernährung kann den Verlauf einer chronischen Magenschleimhautentzündung positiv beeinflussen. Achten Sie zudem darauf, anstelle von drei üppigen Mahlzeiten mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen.

Wärmeanwendungen. Warme Leibwickel oder ein über Wasserdampf erhitztes Heublumensäckchen, das auf den Oberbauch gelegt wird, wirken beruhigend auf den Magen.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Teekuren unterstützen eine Helikobakter-Eradikationstherapie und beugen im Anschluss einem Rückfall vor. Gut geeignet sind Tees mit Schleimstoffdrogen wie Leinsamen, Eibisch und Malve, die die Magenschleimhaut vor dem Säureüberschuss schützen. Ebenso haben sich Teezubereitungen mit Kamillenblüten oder Süßholzwurzel bewährt, die sich durch eine beruhigende und entzündungshemmende Wirkung auszeichnen. Alternativ stehen Fertigarzneien zur Verfügung, entweder als Einzelpräparate (z. B. Kamille Spitzner®-Lösung oder Gastronal®-Beutel mit Leinsamen) oder als Kombinationspräparate (z. B. Iberogast®-Tropfen auf der Basis von Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Angelikawurzel, Mariendistelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminzblättern, Schleifenblumenkraut, Schöllkraut und Süßholzwurzel).

Hinweis: Süßholzwurzelhaltige Tees oder Fertigarzneien sollten nicht länger als 6 Wochen eingesetzt werden, da sie den Kaliumspiegel im Blut erniedrigen. Bei Schöllkraut gilt es, die vom Hersteller empfohlene Dosis einzuhalten. Zu große Mengen sind schädlich für die Leber, die Tagesdosis darf 2,5 mg Gesamtalkaloide nicht überschreiten. Patienten mit Lebererkrankungen sollten auf Schöllkraut insgesamt verzichten.

Rollkur. Manchmal wird eine Rollkur zur Beruhigung der Schleimhaut empfohlen. Sie wird 1 Woche lang morgens und abends durchgeführt. Hierfür bereiten Sie eine Thermoskanne mit Kamillentee und legen sich dann ins Bett. Zuerst trinken Sie eine halbe Tasse Kamillentee und legen sich anschließend 10 Minuten lang auf den Rücken; danach trinken Sie wieder eine halbe Tasse Kamillentee und legen sich dann 10 Minuten lang auf die linke Seite. Diese Prozedur wird auf der rechten Seite und schließlich auf dem Bauch liegend wiederholt, sodass Sie nach 40 Minuten einmal um die eigene Achse "gerollt" sind.

Entspannungsverfahren. Entspannungsübungen, z. B. Autogenes Training oder Meditation, tragen zur Vorbeugung von Magenbeschwerden bei, die von Stress verursacht werden. Die meisten Krankenkassen unterstützen außerdem 8-wöchige Achtsamkeitstrainings (MBSR, achtsamkeitsbasierte Stressreduktion), die einen besseren Umgang mit Stressfaktoren vermitteln.

Akupunktur. Akupunktur unterstützt die medikamentöse Ulkus-Behandlung, wobei die Betroffenen vermutlich v. a. von ihrem unspezifischen Heileffekt profitieren.

Homöopathie. Gegebenenfalls kann eine individuell abgestimmte Konstitutionstherapie die Symptome lindern. Häufig eingesetzte Mittel der Homöopathie sind Acidum muriaticum, Acidum sulfuricum, Argentum metallicum, Belladonna, Ignatia, Nux Vomica oder Rumex.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Über die Stichwortsuche finden Sie die Ärztliche Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Helicobacter-pylori-Infektion.

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